History

Kastagnetten-Reigen der Mädchen-Turnanstalt in Düsseldorf, 1871.

Geschichtsdokument 1871 Rückseite:

"Adolf Spieß (geboren 1810, gestorben 1858)
der geistreiche Schöpfer des neuen Schulturnens, war es, der zuerst mit allem Nachdruck darauf hinwies, dass das Turnen an Knaben- und Mädchenschulen obligatorisch und gleichgestellt den übrigen Unterrichtsfächern einzuführen sei. In einer Turnlehre, welche vier Bände umfasst, bearbeitete er den Turnstoff schematisch; in seiner beiden methodisch und didaktisch. Mit seinem pädagogischem Tacte bezeichnete er in denselben die für die weibliche Jugend nicht tauglichen Übungen. Dagegen schuf er in seinen Ordnungsübungen, Gang- und Hüpfarten und den aus denselen zusammengestellten Reigen eine reiche Fülle wohldurchdachter Übungen, wie sie sich in vorzüglicher Weise für das weibliche Geschlecht eignen. In Burgdorf, Basel und Darmstadt wirkte er an Knaben- und Mädchenschulen mit ausgezeichnetem Erfolge. Im Großherzogtum Hessen übernahm er als Oberstudienassessor die Leitung des Schulturnens und gründete in dessen Hauptstadt eine Musteranstalt für dasselbe. Aus verschiedenen Ländern wurden Lehrer und Schulvorstände abgeordnet, in Darmstadt seinem Unterrichte beizuwohnen, und alle stimmten in ihrem Urtheile überein und hoben mit großem Lobe hervor, daß Spießens Art und Weise des Schulturnbetriebes eine den Ansprüchen ernster Pädagogik vollständig entsprechende sei. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde auch seine Behandlungsweise des Mädchenturnunterrichtes verfolgt; denn sein schöpferischer Geist zeigte sich gerade auf diesem Gebiete außerordentlich fruchtbar. Musik und Gesang wurden mit den reigenartigen Uebungen auf sinnige Weise verbunden, so daß Übende und Zuschauer stets einen wahren Hochgenuß dabei hatten. Leider wurde A. Spieß zu frühe aus seinem so segensreichen Wirkungskreise abgerufen. Aber dem Mädchenturnen war nun die Bahn geöffnet: der entsprechene Stoff und die richtige Art und Weise des Betriebs waren gegeben. Ärzte und Pädagogen von Bedeutung sprachen es mit Freuden aus, daß dem weiblichen Geschlechte der Segen der Leibesübungen nicht länger mehr dürfe vorenthalten werden. Vom sanitarischen Standpunkte aus wurde die körperliche Ausbildung der Mädchen geradezu als unumängliche Nothwendikeit gefordert. Denn nachdem es sich erwiesen hatte, daß eine dem Wesen der Weiblichkeit entsprechende Turnweise existire, die auf gute Haltung, körperliche Entwicklung und Förderung des ästhetischen Gefühles von segensreichem Einflusse sei, durfte mit Einführung derselben nicht mehr gezaudert werden. In der That wurden auch in vielen Städten Turnsäle für Mädchen errichtet und in denselben nach Spieß'schen Grundsätzen unterrichtet. Die Erkenntniß, daß der Leibesunterricht für die weibliche Jugend wenigstens ebenso nothwendig, wenn nicht nothwendiger sei, als für die männliche, nahm, besonders auch in den maßgebenden Kreisen, fort und fort zu. Natürlicherweise, man konnte sich ja nicht verhehlen, daß eigentlich der physische Stand der zukünftigen Generation noch viel mehr von dem weiblichen Geschlecht abhänge, als vom männlichen. Ein Gefühl der Schuld beschlich die Brust; man erkannte, daß man lange, lange Zeit eine Unterlassungssünde begangen hatte. Mit Beschämung mußte man sich eingestehen, daß ja gerade die Mädchen ihre zukünftige Bestimmung als Gattin und Mutter einer Fülle von Kraft und Gesundheit bedürfen. Denn wer hätte nicht schon die aufopfernde Hingabe einer deutschen Familienmutter bewundert!? Eine Aufopferung, die am Krankenbette von Gatte und Kind seine Grenzen kennt. Wer will die Summe von Kraft bemessen, welche eine treue Mutter in unzäähligen Nachtwachen und in unausgesetzter Krankenpflege für die Ihrigen in stiller Duldung dahingiebt? Und solcher Aufopferung und Treue gegenüber hätte das deutsche Volk vergessen sollen, was es seiner weiblichen Jugend schuldet? Nie und nimmermehr! Wir dürfen es auch mit Freuden bekennen: Wackere Männer haben das verdienstliche Werk Spießens weiter geführt und für die leibliche Erziehund der Mädchen mit Wort und That in guten Treuen gearbeitet. In Darmstadt, Leipzig, Basel, Frankfurt, Berlin, Dresden, Düsseldorf und noch an vielen anderen Orten turnen hunderte und aber hunderte von Mädchen. Lehrer der verschiedensten Länder besuchen diese Musterturnstätten öfter, um sich für den Turnlehrerberuf durch eigene Anschauung des Betriebes recht tüchtig zu machen. Alljährlich finden an den genannten Orten auch Turnprüfungen statt, bei welchen den Eltern die Gelegenheit geboten ist, die Resultate der turnerischen Uebungen in kurzen Umrissen zu überschauen. Eine solche Prüfung stellt das nebenan gegebene Bild dar. Da sehen wir die Mädchen in wohlgeordneten Reihen die Grenzen des Saales entlang ziehen, bald zu Paaren oder zu größeren Reihen sich ordnen, bald in kunstvoll verschlungenen Linien mit Armthätigkeiten sich bewegen. Alles leicht und graciös, als ob sich das so ganz von selbst verstünde; wir ahnen kaum, welch systematischer Unterricht, welche Geduld und Mühe des Lehrers erforderlich war, um wie auf ein Zauberwort alle diese Bewegungsformen hervorzurufen. Liebliche Musik oder ein frischer Gesang der Jugend begleitet den fröhlichen Reigen. Stellungen, Märsche in wechselvollen Tempos, Reihenbildungen, Hang- und Schwebeübungen lösen einander ab und jede neue läßt nicht nur die Sicherheit, sondern, was mehr gilt, den errungenen Vortheil erkennen, der deutlich in Kraft und mädchenhafter Anmuth hervortritt. Am überraschendsten zeigt sich dies bei der Darstellung des Reigens, zu dem die Mädchen selbst mit ihren Kastagnetten den Tact schlagen. "Wahrhaftig," rief uns bei Anschuung einer solchen Prüfung ein Schulmann zu, "das ist die Poesie des Schullebens!" Wie lieblich gestalten sich da ferner die Hüpfübungen im großen und kleinen Schwungseile! Kaum sehen wir die Fußspitzen in künstlicher Hüpfweise den Boden berühren, so schwingt das Seil schon wieder ein-, zweimal durch, und wir merken der jugendlichen Tänzerin kaum eine Anstrengung an. Eine andere Abtheilung der Mädchen übt eine Gruppe von Stabübungen durch, welche bald durch schmucke Verbindungen, bald durch gewandte Führung des Stabes unter Entzücken erweckt. Doch wir wollen nicht weiter beschreiben; wir wünschen schließlich nur, es möchte recht vielen unserer verehrten Leser und Leserinnen vergönnt sein, solche mustergültige Turnprüfungen mit anzuschauen. Denn das sind Stunden, in welchen man sich so gerne zurückträumt in die selige, goldene Zeit der Jugend.

Die Kastagnette

Kastagnetten sind eines der ersten Instrumente. Der Name kommt aus dem lateinischen Wort „castanea“, was Nussschale bedeutet. Antike Kastagnetten gibt es weltweit. Der älteste Fund ist eine Elfenbein-Kastagnette aus der Ukraine. Älteste Beispiele gibt es auch in Ägypten, China, Griechenland...Sie sind ein Zeugnis von untergegangenen Zivilisationen oder wurden bewahrt und entwickelt wie in Spanien und Südamerika. Die Kastagnetten können aus unterschiedlichen Material hergestellt werden wie Metall, Elfenbein, Holz, Plasik...Die von professionellen heutzutage bevorzugten sind aus Holz, denn der Klang wird besser und besser, je häufiger man die Kastagnette spielt. Anfänglich wurden die Kastagnetten an vier Fingern zusammengebunden und geschüttelt mit der Faust oder auch befestigt am Mittelfinger. Bei der heutigen Konzerttechnik befestigt man die Kastagnette am Daumen. Sie sind anerkannt als eines der besten Anfangs-Instrumente für Kinder. Aber dennoch benötigt es viel Ausbildung um eine hohe Virtuosität zu erreichen, vergleichbar mit jedem anderen Instrument. Um ein ähnliches Geräusch in einem Orchester zu erzeugen werden auf Grund des Mangels guter Spieler, oftmals einfach zu handhabende Stiel-Kastagnetten eingesetzt oder mechanische Kastagnetten-Schachteln. Aber sie können das virtuose Kastagnettenspiel nicht ersetzen. Seit die Fähigkeiten und das Wissen über Kastagnetten in Kastagnetten-Vereinigungen bewahrt und weiterentwickelt werden, erreichen mehr und mehr Spieler die Konzertreife. Die erste internationale Gesellschaft künstlerischen Kastagnettenspiels (IGkK) wurde 19—in Köln, Deutschland, gegründet. Eine weitere ist der Emma-Maleras-Verein in Barcelona, Spanien. Sie setzen sich u.a. ein für einen staatlich geprüfte und anerkannte Kastagnettenabschluss. Die Anzahl von virtuosen Kastagnettenspielern steigt stetig. Kastagnetten werden häufig eingesetzt um rhythmische Strukturen zu untermalen, wie in Prokofievs dritten Klavierkonzert. Sie helfen eine spezielle Atmosphäre zu erzeugen, wie in der Szene im „Tanz der sieben Schleier“ in Richard Strauss Salome. Wagner schrieb für sie die Venusberg-Musik in Tannhauser (1861) wo sie die ansteigende Spannung ausdrücken. Eine ungewöhnliche Kastagnetten-Variation mit Metall-Kastagnetten ist in Darius Milhaud`s Les Choephorres zu hören. Britten verwendete sie in seinem signifikanten Let`s make an Opera, wo sie das Weinen eines Nachtvogels imitieren. Weitere Kastagnettenstimmen sind zu hören in Bizet`s Carmen, Emmanuel Chabrier`s Orchesterwerk Espana, Massenet`s Ballett Le Cid,…